Bis wann bleibt der Franken „überbewertet“?

04. September 2017
-News

Jean-Louis Richard, Senior Financial Analyst

Bei jeder ihrer Beurteilung der wirtschaftlichen Lage, rechtfertigt die Schweizerische Nationalbank (SNB) ihre heterodoxe Währungspolitik (negative Zinsen, massiver Kauf von Aktiva in Fremdwährungen) mit der „Überbewertung“ des Frankens.

Seit Anfang Jahr verliert die nationale Währung jedoch 6.9% gegenüber dem Euro, Währung in der zwei Drittel des Aussenhandels gerechnet werden. Bei 1.14 Franken ist der Euro, die Devise der 19, nur noch 5% von der ehemaligen Untergrenze von 1.20, welche die BNS zwischen 2011 und 2015 verteidigt hatte, um die Schweiz von einer übermässigen Bewertung ihrer Devise zu schützen.

Seit 2011 sind die Konsumpreise in der Eurozone um +5.3% gestiegen, während sie in der Schweiz -0.9% rückläufig sind. Dies bedeutet, dass die Preisentwicklung eine Aufwertung des Frankens von +6.2% rechtfertigt. Anders gesagt, die Untergrenze von 1.20 von 2011 entspricht heute einem Wechselkurs von 1.13, einem Niveau, welcher der Franken schon übersprungen hat.

Ein anderer Anhaltspunkt ist der Wechselkurs von 1.65 von 2007. Betrachtet man den Inflationsunterschied zwischen der Eurozone und der Schweiz seit 10 Jahren, entspricht dieser Kurs heute 1.47. Somit müsste der Franken noch weitere 29% fallen, um dieses Niveau zu erreichen. Dies entspricht einer Periode, wo der Franken (künstlich?) schwach war, durch die Finanzierung von „carry trade“ Operationen (Darlehen in Franken, um Aktiva in Fremdwährungen zu kaufen). Seit der Krise hat die Rückzahlung dieser Darlehen den Franken (künstlich?) gestärkt…

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