Roche im Fegefeuer.

07. May 2018
-IAM, News

Jean-Louis Richard, Senior Financial Analyst

Am 26. April hat Roche besser als erwartete Zahlen veröffentlicht und seine Prognosen für das gesamte Jahr nach oben revidiert. In diesen Fällen springt der Aktienkurs gewöhnlich nach oben, doch diesmal war dies nicht der Fall: Die Aktie (oder genauer gesagt, der Genussschein, Titel ohne Stimmrechte) von Roche verharrte auf der Stelle, in einem gut orientierten Markt.

Diese Reaktion zeigt das Misstrauen gegenüber der Gruppe aus Basel. Ihr Aktienkurs ist auf dem gleichen Niveau wie März 2013. Die Resultate haben sich nur leicht verbessert, da die Verkäufe und Gewinne (EBITDA) nur um jeweils 15% und 8% gestiegen sind. Dies ist ein Anfang an Erklärung: Roche kommt zum Ende der ausserordentlichen Wachstumsphase, welche Anfang der 2000er Jahre, dank der Antikrebsmittel (Avastin, Rituxan, Herceptin), seiner amerikanischen Filiale Genentech, begonnen hat. Es ist unsicher, ob die neue Generation Produkte der Gruppe ermöglicht, ihre Position zu verteidigen. Aber das Misstrauen sitzt tiefer.

Auch wenn die Leitung von Roche versichert, dass die Gewinne weiter steigen werden, hinhören wollen die Anleger nicht. Erstens kann keiner, auch die Leitung nicht, vorhersagen, ob sich die in Entwicklung befindenden Therapien positiv oder negativ ausfallen werden; ausserdem wurde der Markt schon wegen zu viel Optimismus von Roche enttäuscht. Letztes Jahr hatte das Unternehmen den Erfolg einer Therapie gegen Brustkrebs (Kombination von Herceptin, Perjeta und Chimiotherapie) angekündigt, bevor es 6 Monate später zugeben musste, dass die Fortschritte dieser neuen Verwendung doch bescheiden sind…

Roche befindet sich somit im Fegefeuer. Versprechungen reichen nicht mehr, um den Kurs wieder aufleben zu lassen, der Markt erwartet konkrete Ergebnisse, damit das Unternehmen wieder als glaubwürdig betrachtet wird.

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